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XO - Roman
So geht das: Eine Mischung aus Briefroman, Comic und durcheinanderzentriertem Gefabel. Ohne Beispiel, ohne Bindung. Eine Heimatloseblattsammlung? Wer weiss ? Auf jeden Fall: das Vergehen einer Epoche als irdische Komödie. Und das Werden einer anderen als Groteske. Zudem: ineinandersickernde Welten, eigenhändig vom Autor gefälschte Dokumente, nicht eine einzige bedeutende historisc... zur Produkt-Seite
21007549 {"price-changing":0,"image":"https:\/\/image.vergleiche.ch\/small\/","post_title":"XO - Roman","deeplink":"https:\/\/www.awin1.com\/pclick.php?p=38277385866&a=401125&m=13971&pref1=9783944478098","labels":[],"brand_id":1,"post_content":"So geht das: Eine Mischung aus Briefroman, Comic und durcheinanderzentriertem Gefabel. Ohne Bei\u00adspiel, ohne Bindung. Eine Heimatloseblattsammlung? Wer weiss ? Auf jeden Fall: das Vergehen einer Epo\u00adche als irdische Kom\u00f6die. Und das Werden einer ande\u00adren als Groteske. Zudem: ineinandersickernde Welten, eigenh\u00e4ndig vom Autor ge\u00adf\u00e4lschte Dokumente, nicht eine einzige bedeutende historische Pers\u00f6nlichkeit, keine Mauer, keine DDR, keine Pioniere.(1) Stattdessen: \u00bbDie Geschichte des Baus vorgefer\u00adtigter H\u00e4user. Unter besonderer Ber\u00fccksichtigung mobiler Wellblechgeb\u00e4ude.\u00ab Druckreif, wie sich?s geh\u00f6rt. Dazu ein Projectmacher namens A. B. C. Dreh (\u00bbBana\u00adles Binnen-B, wollen wir wetten?\u00ab), ein Mann, den alle Universalius nennen, und einer, der seine Nase abnehmen kann. Frauen kommen in der Geschichte auch vor. Eine b\u00e4ckt sogar einen Kuchen, w\u00e4hrend nebenan ein br\u00f6seligtes Backhaus steht und ein frisch gebauter Aborterker in sechseinhalb Metern H\u00f6he an der Aussenwand eines halbverfallenen Ritterguts klebt.(2) Darin Trutz von Tr\u00fcbestrom und ein junger Herr, dessen Name sich im Laufe der Geschichte \u00e4ndern wird.(3) Und das alles wegen ein bisschen brennender Erde, einer eisernen Kirche und einer Stadt aus Pappma\u00adch\u00e9. Aus dramaturgischen Gr\u00fcnden brennen noch ein Osterfeuer, ein blutiger Lap\u00adpen und siebenhundertvierundf\u00fcnfzig Zigaretten. Die st\u00e4hlerne Raupe, die auch in der Geschichte mitspielt und einen oberirdischen Tunnel mimt, ist dagegen un\u00adbrennbar und dient nicht dem Zerfall, sondern \u00bbder Verbesserung der Wohn- und Arbeitsbedingungen\u00ab, was im Roman jedoch nicht weiter ausgef\u00fchrt, stattdessen auf \u00bb(? Dusche; ? Volkshygiene)\u00ab verwiesen wird. Zuvor hatte bereits jemand eine gelahrte Klassifikation einheimischer Pilze verfasst ? in doppelter Ausf\u00fchrung! To\u00addesf\u00e4lle gibt?s nat\u00fcrlich auch ein paar. Mord, Selbstmord, ist alles dabei. Ausserdem werden diverse Geburtsvorg\u00e4nge beschrieben. But wait, there is even more! Zum Beispiel: \u00bbK\u00f6pfe voll Flausen \/ und Erden voll Nichts \/ ist alles vorhanden \/ inmitten des Lichts.\u00ab Auch wenn das jetzt nur ein Auszug war und die Nacht noch kommen wird. Egal. Die Figuren in dem Buch treten schliesslich auch alle unmotiviert auf ? und kaum, dass sie was gesagt haben, auch wieder ab. Es gibt sogar ein Kasperletheater, d. h. ein richtiges, eins, wo?s Kasperle seine Frau verkloppt und den Gendar\u00admen tothaut. Der Tod muss bei der Gelegenheit nat\u00fcrlich auch mit dran glauben. Denn eines ist sicher: \u00bbFirst comes fiction, than comes fact.\u00ab(4) Aber soweit sind wir hier noch nicht. Gibt schliesslich noch alberne Gedichte. Und noch albernere Lie\u00adder. Und einen Lehrer, der Albert heisst und in seiner Schule ein Stillleben f\u00fchrt. Bis Lilly kommt. Was ziemlich nach Liebesgeschichte klingt. Deshalb gleich weiter zu den Fussnoten.(5) Oder dem Kapitel \u00fcber vermeintliche Triebabfuhr durch Baden in eiskaltem Wasser. Anderweitig Interessierte finden in dem Buch seitenweise Schund\u00adliteratur, inklusive eines Auszugs aus dem \u00bbStechb\u00fcchlein f\u00fcr Junggesellen\u00ab. Litera\u00adrisch anspruchsvoller dagegen die Aisthetik eines flanierenden Auges sowie die Er\u00f6r\u00adterung diverser religi\u00f6ser Spitzfindigkeiten, gelegentlich kommentiert von einem Schwein namens Suscrofius Domesticus Paraplegius, welches im \u00fcbrigen \u00fcber \u00dcber\u00adsetzungsprobleme im Werk Thomas Pynchons referiert, der in der Geschichte selbst freilich nirgendwo auftaucht. Ganz im Gegensatz zu den Rolling Stones, in ihrem allerersten Auftritt, welcher ? wie man leicht feststellen wird ? vollkommen ana\u00adchronistisch ist.(6) Nat\u00fcrlich kommt in dem Buch auch ein von der Lesesucht befal\u00adlenes Frauenzimmer vor, das noch in der Stunde der Niederkunft einen Roman zu verschlingen versucht. Gleichwohl: \u00bbDas Haus der B\u00fccher hat keine Fenster\u00ab ? und wirft auch nichts ab. Daf\u00fcr aber der Heissluftballon, der im Kapitel \u00fcber die \u00bbBo\u00addenkunde eines kleinen St\u00fcck Landes\u00ab(7) auftritt, der Anschaulichkeit wegen vor ei\u00adnem kernschattenroten Mond. Tritt auf, wirft eine Bombe aus Bl\u00e4ttern ins Haus der Geschichte und fliegt wieder weg. Vielleicht sind es aber auch Wellblechtafeln. Auf jeden Fall passiert es zu Ostern, derweil ein gewisser Misander \u00bbabgeschmackte und abentheuerliche Fratzen und Fabeln auffs Tapet\u00ab bringt. Und dann kommt auch noch ein Zug. Und zwei Lokomotiven. Die eine hat die Fabriknummer 1727 und die andere 1728, aber beide sind Bauart Cn2, haben ne Spurweite von 1435 mm und sind mit nie zuvor gesehenen Dampfkunstst\u00fccken auf grosser Tour, wobei sie das Angebot erhalten, in einer Verwechslungskom\u00f6die mitzuspielen ?; wiewohl nicht verschwiegen werden soll, dass es davon in dem Buch gleich mehrere gibt. Davor und danach m\u00e4andern ein paar S\u00e4tze \u00fcbers Papier, und bisschen weiter oben (oder unten) f\u00fchren Sinn und Sinne dialektische Spielchen mit Hang zur Spielerei auf, derweil die richtige Antwort in einer Meinungsumfrage mit einem FORMSCH?NEN BRIEFKASTEN belohnt und die g\u00e4ngige Ansicht, dernach die Umfrage ein Spross der modernen Wissenschaft sei, wenn schon nicht empirisch, so doch histo\u00adrisch widerlegt wird ? und zwar linksspaltig im Text. Doch halt! \u00bbSIE HABEN NOCH MEHR GEWONNEN! ?Noch mehr?? JAWOHL, NOCH MEHR!\u00ab Keine ge\u00adscheite Geschichte ohne eine gescheite Kneipe, was in Anbetracht der Tatsache, dass es in dem Buch gleich zwei davon gibt, fast schon sowas wie Hoffnung aufkommen l\u00e4sst.(8) Zumal es in diesem (oder einem anderen) Zusammenhang noch eine nette kleine Anekdote \u00fcber Philatelisten gibt, die sich gegenseitig die Z\u00e4hne ihrer Briefmarken einschlagen ? und Frauen, die ihre Zimmer damit tapezieren. Das heisst mit den Briefmarken, nicht mit den Z\u00e4hnen. Irgendwo kommt auch ein Mann namens Knochenleim-Gustav vor, seines Zeichens Redakteur des Epistolofrankomarkomanisten. Aber der spielt in der Geschichte eigentlich keine grosse Rolle.(9) Daf\u00fcr klingt die Sache mit dem Epistoloundsoweiter ein bisschen wie die Sache mit der Pistolografie, die freilich ebenso unausgegoren bleibt wie der Auf\u00adsatz \u00fcber das \u00bbErhabene\u00ab in der Kunst und in der Natur in der Betrachtung des Menschen, ganz zu schweigen von dem, nun ja, \u00bbkarthographischen Schweigen\u00ab und der von einem luziden Landnehmer vertretenen These: \u00bbDie Grenze meines Stiftes ist die Grenze eurer Welt.\u00ab Aber vielleicht bleiben am Ende ohnehin nichts als Assoziationen. Vielleicht ist die ganze Geschichte aber auch von hinten bis vorne zusammengeklaut. Andererseits: \u00bbDas Original weiss, dass es kopiert.\u00ab Ma\u00adchen wir also weiter und lassen einen Jungen im Unterholz schlafen, Kinder mit Schneeb\u00e4llen werfen, Frauen die \u00fcblichen Briefe schreiben, M\u00e4nner sich duellie\u00adren und Forellen frisch ger\u00e4uchert aus der Erde heraus in offenstehende M\u00fcnder fliegen. Dazwischen viele Sachen, die nichts miteinander zu tun haben. Und ungef\u00e4hr genau so viele, bei denen es genau andersherum ist. B\u00f6sewichte gibt?s nat\u00fcrlich auch. Aber die sind unbeschreiblich b\u00f6se. Deshalb gleich weiter zu den Kochrezepten. (\u00bbSieh mal, hier: ?Gr\u00fcndling; Kaulbarsch und Ukelei?. Eine Deli\u00adkatesse!\u00ab) Wer stattdessen lieber was lernen will, kann Lexikonartikel lesen. Oder ein, zwei theologischen Abhandlungen \u00fcber die Bedeutung der ???? ?????????? beiwohnen, wobei die Zeichensetzung des Altgriechischen selbstredend mitdis\u00adkutiert werden darf. Medizinisch Interessierte werden sich dagegen an den herz\u00aderfrischenden Diskussionen \u00fcber das Problem des Scheintodes und entsprechen\u00adden Bauanleitungen f\u00fcr Leichenh\u00e4user erfreuen, k\u00f6nnen aber auch gemeinsam mit ein paar Kindern \u00bbHerzbl\u00e4ttchen?s Zeitvertreib\u00ab lesen oder in Band einund\u00adf\u00fcnfzig des \u00bbArchivs f\u00fcr medizinische Erfahrung\u00ab bl\u00e4ttern, wo es passenderweise um Blatter-Gesichter geht. Geschichtstheoretiker sollten sich unterdessen mit Universalius? Ausf\u00fchrungen \u00fcber die Rolle des Zufalls in der Historiographie befassen, w\u00e4hrend eingefleischte Hortikulturisten ihren Spass an den Treibh\u00e4u\u00adsern haben d\u00fcrften, die allenthalben wie Pilze aus dem Boden schiessen ? brennt schliesslich nicht alle Tage unter einem die Erde. Oben wachsen folglich reihen\u00adweise exotische Pflanzen(10), woraufhin der Papagei Charmosyna Wilhelmina das Angebot erh\u00e4lt, sein entbehrungsreiches Leben als Croupier in einem Spielcasino zu beschliessen, welches recht eigentlich ein Treibhaus f\u00fcr Riesenseerosen ist, de\u00adren Bl\u00e4tter ? wie k\u00f6nnte es auch anders sein ? als Roulettetische dienen. In den Treibh\u00e4usern gibt?s nat\u00fcrlich auch \u00bbNarren und Weiber \/ und halbnackte Leiber \/ und ist?s nicht genug \/ gibt?s Lug noch und Trug. Dazu grosses Feuer \/ und Rauch sowieso \/ ihr d\u00fcrft?s nicht verpassen \/ zu sch\u00f6n ist die Show.\u00ab Und wer?s nicht glaubt ? \u00bbSeht m\u00e4chtige M\u00e4nner \/ und Unterseeboote \/ giftige Pflanzen \/ viel\u00adleicht sogar Tote\u00ab ? um die Sache hier noch ein bisschen dramatischer zu machen und einem jungen Mann das Wort zu geben, in dessen Mund ein metallenes Sprachrohr steckt, \u00bbellenlang und alles verzerrend, ein hyperbolisches Ding\u00ab, von dem aus die werbenden Worte aus der Geschichte zu uns dringen. Wobei ich vielleicht auch noch auf die zahlreichen politischen Diskussionen hinweisen soll\u00adte, die in besagter Geschichte vorkommen, aufgef\u00fchrt von zweien, die ? je nach Standpunkt, Blickrichtung und verbalen M\u00f6glichkeiten ? \u00bbals Lokalrevolution\u00e4re, Libert\u00e4re, Linkssozialisten, Leichengr\u00e4ber, Landesverr\u00e4ter, Langeweiler, Lammfromme, Lumpenproletarier, Ludditen, laufende L\u00e4cherlichkeiten oder Laizisten avant la lettre\u00ab erscheinen und ihre Streitgespr\u00e4che vor einer \u00bbdialek\u00adtisch vermittelnden Tapete mit historisch-materialistischer Grundierung\u00ab auszu\u00adtragen pflegen. \u00bbBeeindruckend, was?\u00ab Aber hee, warten Sie, es wird noch besser! Das Buch l\u00e4sst sich n\u00e4mlich komplett durcheinanderbl\u00e4ttern. Und jedes Kapitel einem anderen vorziehen. Wird die Geschichte zwar auch nicht unbedingt ver\u00adst\u00e4ndlicher, aber was soll?s. Muss man als Autor wenigstens nicht alles vorgeben. Und spart sich ausserdem das ewige Bl\u00e4ttergebinde. Macht?s ungemein billig. Passt im \u00fcbrigen auch besser zum Buch. So, das ist eigentlich alles. 1 Okay, das mit der Mauer war gelogen. 2 \u00bbD\u00fcrfte ne ziemliche Luftnummer werden.\u00ab (Eines der durchs Buch rumpelnden Schweine.) 3 Endlich mal ne Geschichte, in der die Leute aufs Klo gehen. 4 The Michael Parks: It hurts so much to fall in love, aus dem Album: Try Try Again (2009) 5 6 \u00bbChronologien sind Opium f\u00fcr Historiker.\u00ab (Universalius: Epische Epigramme, S. 425 bzw. S. 477 in der 2., erw. Auflage) 7 \u00bb? abgetastet am Samstag, den 31. M\u00e4rz, um 23:36 Uhr\u00ab. 8 Vgl. dazu auch Universalius: Verzehrte Welt, S. 140: \u00bbGasth\u00e4user sind die Holz und Stein gewordene Differenz zwischen dem Ende eines Weges und dem Beginn eines neuen, ummauerte Freir\u00e4ume, in denen aus dem Takt zu geraten noch f\u00fcr die solideste Uhr zum guten Ton geh\u00f6rt.\u00ab 9 Siehe S. 348 (unpag.) 10 \u00bbEine Spiesstanne, zwei K\u00f6nigspalmen, diverse Bananenstauden, b\u00fcschelweise Ananas, ein paar Ranken mit Moschus-K\u00fcrbissen, ein paar mit Melonen, dazu f\u00fcnfzehn Oran\u00adgenb\u00e4umchen, ein Thuja-Baum, ein Dutzend Zierstr\u00e4ucher, winterbl\u00fchende Hecken\u00adkirschen, Koniferen, Kakteen, Magnolien, ein panaschierter Bambus, eine Pflanze, die sich Metrosideros nennt und ? sozusagen als kr\u00f6nender Abschluss des Ganzen ? eine kleine Pfirsichpalme.\u00ab Womit wir zu den Blumen kommen. \u00bbVerschiedene Sorten Tul\u00adpen, Primeln, Orchideen, Garten-Hyazinthen, Pelargonien, Narcissen, Kamelien, Topf\u00adrosen, Veilchen, Strahlen-Anemonen, Strauchp\u00e4onien, Geranien und diverses Zeug, das ich noch gar nicht zu Gesicht bekommen habe.\u00ab Nicht zu vergessen der allseits beliebte Rhododendron Cinnabarium. Seltenes Exemplar. Bedauerlicherweise toxisch.","merchants_number":1,"ean":9783944478098,"category_id":1,"size":null,"min_price":51.89999999999999857891452847979962825775146484375,"low_price_merchant_id":70254503,"ID":21007549,"merchants":["orell-fuessli"],"brand":"undefined","slug":"xo-roman","url":"\/produkt\/xo-roman\/","low_price_merchant_name":"Orell F\u00fcssli"}