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Der Malort
Leseprobe:Für die Mehrzahl der Kinder beginnt das Spiel im Malort irgendwann im Leben - als 3, 5 oder 10jährige, vielleicht auch erst, wenn sie viel älter sind, mit 20, 40 oder gar 50 Jahren. Für Eléonore, meine Tochter, war es anders. Sie ist gewissermaßen dort hinein geboren und könnte sich die Welt ohne den Malort gar nicht vorstellen. Als ganz kleines Mädchen ließ sie dort ihre er... zur Produkt-Seite
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Als ganz kleines M\u00e4dchen lie\u00df sie dort ihre ersten bunten Spuren entstehen. Und das fr\u00fch begonnene Abenteuer hat nie ein Ende genommen. Kindheit und Spur sind wesentliche Bestandteile des Lebens. Die nat\u00fcrliche Spur geh\u00f6rt der Formulation an. Sie ist eine \u00c4u\u00dferung, f\u00fcr die es keinen Abnehmer geben kann. W\u00e4re es nicht so, dann entst\u00fcnden Werke, die eine Botschaft vermitteln. Die Formulation ist nicht auf Wirkung eingestellt und kennt deshalb auch nicht deren Folgen: die Abh\u00e4ngigkeit vom Empf\u00e4nger und die damit verbundene Erwartung auf Erfolg. Als ich dieses Buch in Angriff nahm - das urspr\u00fcnglich mit Fotografien aus dem Malort illustriert sein sollte -, schlug mir meine Tochter vor, die Begebenheiten im Malort zu zeichnen, weil sie \u00fcberzeugt war, da\u00df sie nur auf diese Weise genau dargestellt werden k\u00f6nnen. Das Kind, dem die Formulation zur Gewohnheit geworden ist und dessen \u00c4u\u00dferung nie einer Begutachtung unterstellt worden ist, entwickelt sein nat\u00fcrliches, uneingeschr\u00e4nktes K\u00f6nnen und kann auch, wenn es aus eigener Absicht geschieht, gelegentlich Werke herstellen - Bilder, die andere ansprechen sollen. Formulation und Mitteilung entstehen aus unterschiedlichen Voraussetzungen, unter anderen Umst\u00e4nden, und werden vom Kind bewu\u00dft voneinander unterschieden. So entstanden die Bilder in diesem Buche, und dank der Mitarbeit von El\u00e9onore ist aus dem vorgesehenen B\u00e4ndchen ein betr\u00e4chtliches Werk geworden. Kapitel 1 DIE FARBIGE SPURDas Hervorbringen einer Spur auf dem Blatt Papier ist f\u00fcr das Kind ein sinnvolles Spiel. Da aber der Begriff des Malens immer und \u00fcberall mit dem Gedanken an Kunst verbunden war, ist die \u00c4u\u00dferung des Kindes mi\u00dfverstanden worden, als sei sie ein unerf\u00fcllter Ansatz zur k\u00fcnstlerischen Sch\u00f6pfung und habe den Zweck, etwas mitzuteilen. So blieb das eigentliche Wesen dieser \u00c4u\u00dferung unber\u00fccksichtigt. Das mag daher kommen, da\u00df die ersten, die in der Mitte des letzten Jahrhunderts Kinderzeichnungen Beachtung schenkten und dar\u00fcber schrieben, entweder K\u00fcnstler oder Psychologen waren, die von falschen Voraussetzungen ausgingen. Diesen fr\u00fchesten Ver\u00f6ffentlichungen folgten dann unz\u00e4hlige, die immer wieder die gleichen Fehlbeurteilungen verarbeiteten. Allerorts stellen Kinder Zeichnungen her, die bel\u00e4chelt, gefeiert oder verachtet werden. Kindern wird beigebracht, da\u00df ihre Spur - so wie ein Kunstwerk - von anderen empfangen werden kann. Aus dem spontanen Spiel ist ein Vorspielen gemacht worden. Eine \u00c4u\u00dferung, die mehr als jede andere unbeeinflu\u00dft geschehen sollte, wurde zum Gegenstand einer neuen Abh\u00e4ngigkeit. Das f\u00fcr das Kind bedeutsame Spiel stimmt nicht mit den Vorstellungen und Erwartungen der Erzieher \u00fcberein. Mu\u00df sich das Kind diesen Erwartungen anpassen? Oder sollten sich nicht vielmehr die Erwachsenen auf das nat\u00fcrlich Entstehende einlassen - auf die nat\u00fcrliche Spur? Vor sehr langer Zeit entstand die Spur nur in verstohlenen Augenblicken, etwa in Form von Einkerbungen in unauff\u00e4llige Randsteine. Sp\u00e4ter wurde die Zeichenlust von Belehrenden beschlagnahmt und als Zeichen\u00fcbung mi\u00dfbraucht. J\u00fcngst ist sie zum Mittel einer Bildung verwandelt worden mit dem Ziel, das Kind zu einer vorzeitigen F\u00fchlungnahme mit der Malerei zu zwingen. Es soll wohl damit der Kunst geholfen werden, um die es nicht gut steht. Es ist aber noch nie so viel gemalt worden wie in unserer Zeit. Ehrlich gesagt, es entstehen Unmengen konventioneller Schmierereien, die die Kunst schwer in Verruf bringen. Zum Schmieren werden auch Kinder angespornt. Spontaneit\u00e4t und Nachl\u00e4ssigkeit, Freiheit und Austoben, Innerlichkeit und Zuf\u00e4lligkeit werden vielerorts verwechselt. Dabei blieb unbekannt, da\u00df eine Spur entstehen kann, die zwar nicht der Vernunft und nicht der Absicht entstammt und doch nicht zuf\u00e4llig geschieht, sondern sich der malenden Hand unfehlbar aufdr\u00e4ngt. Das Hervorbringen einer solchen Spur kann nur unter bestimmten Voraussetzungen geschehen. Es mu\u00dfte dazu ein Raum geschaffen werden: der Malort, Raum der Geborgenheit, der Absonderung vom Allt\u00e4glichen, von Gewohnheiten, die \u00fcberwunden werden m\u00fcssen, wie Zielsetzung, Beurteilung, Vergleich, damit die Person aufh\u00f6rt, \u00fcber sich selbst, \u00fcber ihre Spur, \u00fcber deren m\u00f6gliche Aufnahme nachzudenken, sondern geschehen l\u00e4\u00dft, was aus innerer Notwendigkeit entsteht.Sehr fr\u00fch im Leben, in den Jahren des ersten Erprobens, entsteht auch die Lust am Hervorbringen einer Spur auf der leeren, glatten Papierfl\u00e4che. Und weil Bed\u00fcrfnis und F\u00e4higkeit \u00fcbereinstimmen, entsteht die nat\u00fcrliche Formulation und wird dem Menschen eine treue Begleiterin. Neue Gebilde entwachsen den fr\u00fch entstandenen und nehmen aus innerer Notwendigkeit Gestalt an - im Rahmen eines genetisch vorbestimmten, endlosen Ablaufes. Dies zu wissen verursacht eine ganz neue Einstellung der Spur gegen\u00fcber: Die Kinderzeichnung ist der unbezweifelte Ausdruck unsagbarer Wirklichkeit und wird nicht bel\u00e4chelt, wird nicht als unfertiges und verbesserungsbed\u00fcrftiges Kunstbestreben aufgefa\u00dft. Dies zu wissen veranla\u00dft zu einer anderen Behandlungsweise des Kindes. Der Erziehung zum fr\u00fchzeitigen Erwachsensein werden unersetzliche F\u00e4higkeiten geopfert. In der Formulation ist das Kind dem Erwachsenen nicht unterlegen, dem Entwachsenen, der gerade die kindliche Bereitwilligkeit in sich wieder beleben kann und spielerisch \u00e4u\u00dfert, was dem Kind spielend leicht f\u00e4llt. Dieses grunds\u00e4tzlich praktische und zur T\u00e4tigkeit anregende Buch zeigt, wie Kindern das Malspiel erm\u00f6glicht werden kann. Der Autor sieht seine Rolle im Dienen, nicht im Belehren. Er beruft sich auf eine f\u00fcnfzigj\u00e4hrige, von ihm entwickelte T\u00e4tigkeit. Seine erste Begegnung mit Kindern macht Arno Stern 1946 in einem Heim f\u00fcr Kriegswaisen. Als Besch\u00e4ftigung bietet er ihnen das Malspiel an und entwirft eine originelle Einrichtung zur g\u00fcnstigsten Verwendung des Materials. Diese Einrichtung besteht noch heute im Malort weiter. Im sch\u00fctzenden Raum werden die Bl\u00e4tter an den W\u00e4nden befestigt, was ein stehendes und befreiendes Malen veranla\u00dft. Der Palettentisch als Kollektivinstrument regt zum sorgf\u00e4ltigen Umgang mit dem Werkzeug an. Im Malort erg\u00e4nzen sich Freiheit der \u00c4u\u00dferung und Strenge der Handhabung, Gemeinsamkeit und Eigenst\u00e4ndigkeit. Unter diesen Umst\u00e4nden entsteht die Spur aus einem nie zuvor angeregten Impuls - eine ganz besondere \u00c4u\u00dferung, deren Eigenart Arno Stern erkannte und deren Abl\u00e4ufe er in diesem Buch bekanntgibt. Nur wer die Besonderheit der \u00c4u\u00dferung kennt, begegnet ihr und dem Kind mit einer f\u00f6rdernden Einstellung.","merchants_number":2,"ean":9783856307578,"category_id":1,"size":null,"min_price":33.10000000000000142108547152020037174224853515625,"low_price_merchant_id":1087639,"ID":7171905,"merchants":["dodax","orell-fuessli"],"brand":"undefined","slug":"der-malort","url":"\/produkt\/der-malort\/","low_price_merchant_name":null}