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Der zweite Blick: Eine Sammlung von Kurzgeschichten
Nur ein BildDer Maler saß im Lichtkegel der Straßenlaterne und war so vertieft in seine Arbeit, dass er nichts um sich herum wahrzunehmen schien.Mit weit ausholenden Handbewegungen pinselte er ein leuchtend-rotes Feuerwerk auf die Leinwand, das aussah wie ein Funkenregen, und ab und zu strich er prüfend, fast zärtlich, über sein Bild, als wolle er testen, ob er die Farben auch dick ge... zur Produkt-Seite
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Dabei blickte er kein einziges Mal auf.Er bemerkte weder die vielen Leute, die einen and\u00e4chtigen Halb-kreis um ihn herum gebildet hatten, noch den k\u00fchlen Wind, der vom Hafen her wehte und immer wieder seine Plastikbecher umwarf, in denen er Pinsel, Farbtuben und allen m\u00f6glichen Krimskrams aufbe-wahrte.Immer wieder fand sich jemand, der ihn aufhob und ehrf\u00fcrchtig wieder an seinen Platz zur\u00fcckstellte, wenn der Becher zu weit weg gerollt war, und dann bedankte sich der Maler mit einem fl\u00fcchtigen Kopfnicken.Grace konnte sich noch genau an den Moment erinnern, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.Atemlos war sie an der Uferpromenade angekommen, die sie ent-langgelaufen war, bis zu der kleinen Menschentraube, die sich um die dritte Stra\u00dfenlaterne bildete. Sie konnte den Maler zuerst nicht sehen, schnappte nur ein paar Wortfetzen aus der Menschenmenge auf.\"Brillant\", raunte jemand. \"Ungeheuerlich ... Ein gro\u00dfer K\u00fcnstler. Er hat oft Ausstellungen mit anderen zusammen, aber es gibt nur sehr wenige seinesgleichen ...\"Energisch dr\u00e4ngte sich Grace in die erste Reihe vor. Sie sah nicht besonders viel von ihm, denn er schien hinter seiner Leinwand zu verschwinden. Das fahle Licht der Stra\u00dfenlaterne lie\u00df seine kantigen Z\u00fcge noch deutlicher hervortreten. Er war sehr schlank und hatte schulterlange, dunkle Locken, die ihm st\u00e4ndig ins Gesicht fielen.Verstohlen sah sie sich um und suchte die Frauenportr\u00e4ts, von de-nen der Rezeptionist gesprochen hatte. Sie waren nirgends zu sehen. Einige Landschaftsbilder lehnten an der Laterne, ein Meer aus wilden Klecksen, aber keine Frauen. Grace vermutete, dass er sp\u00e4ter dazu \u00fcbergehen w\u00fcrde. Vielleicht hatte er im Moment seinen Stil gewech-selt, weil ihm keine Frau sch\u00f6n genug war. Das musste es sein.Sie blickte an sich hinunter, betrachtete sich kritisch und fand, dass sie etwas zerzaust aussah. Um ihre Chance nicht zu riskieren, be-schloss Grace, am n\u00e4chsten Abend wiederzukommen, und stahl sich durch die Menschenmenge davon.Grace war zum ersten Mal alleine in ein fremdes Land gereist.Nur langsam verlor sie das Bed\u00fcrfnis, sich immer wieder umzudre-hen und wenn sie Paare sah, die Hand in Hand durch die engen Gas-sen schlenderten, f\u00fchlte sie sich beklemmend fehl am Platz. Doch ihre Unruhe wich, als sie merkte, dass sie unter den vielen Menschen gar nicht sonderlich auffiel. Dieses Gef\u00fchl war ihr vertraut und sie begann sich wohler zu f\u00fchlen.Gleich am Tag ihrer Ankunft hatte sie sich mit dem Rezeptionisten des Hotels angefreundet. Er war ein junger Engl\u00e4nder mit feuerrotem Haar, der genau die Sch\u00fcchternheit besa\u00df, die sie in diesem Urlaub ablegen wollte. Er hatte ihr von dem ber\u00fchmten Maler erz\u00e4hlt.\"Er ist ein ganz besonderer Maler. Weltber\u00fchmt.\" Er bedauerte, dass ihm der Name des K\u00fcnstlers nicht einfiel. \"Er verbringt jeden Sommer hier und malt an der Uferpromenade unter der dritten Laterne. Er ist ber\u00fchmt f\u00fcr seine Frauenbilder. Wenn er eine beson-ders sch\u00f6ne Frau sieht, engagiert er sie vom Fleck weg und malt sie. Er malt aber nie, wenn man ihn danach fragt, sondern sucht sich seine Modelle immer selbst aus.\"Vorsichtig streiften seine Augen Graces K\u00f6rper und sie merkte, dass er ihr gute Chancen anrechnete, solch ein Modell zu werden. Obwohl sie solche Blicke inzwischen gewohnt war, sp\u00fcrte sie einen geheimen Triumph, denn es war noch gar nicht so lange her, da war sie unauff\u00e4llig gewesen, eine Blume, die im Verborgenen bl\u00fchte, und sich nicht vorstellen konnte, dass sich jemals ein Mann in sie verlieben k\u00f6nnte. 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