»Miral al-Tahawi ist eine virtuose Erzählerin, Traumsequenzen und Erinnerungsfetzen werden in ihrem ›nouveau roman oriental‹ zu einem poetischen Irrgarten von melancholischer Schönheit arrangiert, in dem jede Figur ein Gedicht in Prosa ist. Die übermächtige Grossmutter, der herrisch-brutale Grossvater, der meistens abwesende, intellektuelle Vater, der zwischen der Beduinenwelt und der Moderne schwankt. Schliesslich die unglücklichen drei Schwestern, die von der Wüste und den Konventionen wie von einem Gefängnis eingeschlossen werden und daran zugrunde gehen. Auf jeder Frage lastet ein Tabu, jede mögliche Antwort klingt nach einem Skandal. Der Boden, der einst und traditionell den Töchtern gehörte, ist längst verkauft, die Pferde sind verschwunden, die Zelte allenfalls Dekoration. Der Onkel lebt in Amerika, vom Erlös seines Beduinenerbes eröffnete er dort eine eigene Tankstelle; die Falkenjagd, auf die der Vater so stolz war, verkommt zum profanen Hobby für reiche Ölscheichs aus Saudi-Arabien, die in den Tieren Luxusgüter und in dem stolzen Beduinenoberhaupt nichts als einen Dienstleister sehen. Das Anwesen verfällt, die Wüstenoase wird zum tschechowschen Kirschgarten, den die Erzählerin verlassen muss, will sie dem Kreis der Bedrückung entfliehen.«...Mehr