Kann oder soll man Atemschutzmasken selber machen? In der ganzen Schweiz sind Atemschutzmasken ausverkauft und teilweise wird sogar die Lieferung neuer Masken eingeschränkt. Eine wissenschaftliche Studie der Universität Cambridge hat 21 verschiedene «selbsthergestellte Masken» getested. An die Filter-Effektivität einer handelsüblichen OP-Maske kam nur eine.

Wer an einer Vorbelastung der Atemwege, z.B. Asthma, Lungenemphysem oder anderen Beschwerden leidet, ist von der gegenwärtigen Covid-19 Coronavirus Pandemie besonders gefährdet, da die Sterblichkeit aufgrund von Komplikationen mit bestehenden Vorbelastungen der Atemwege für diese Personen besonders hoch ist.

Grundsätzlich sollte diese Personengruppe daher sämtlichen Kontakt zur Aussenwelt derzeit vermeiden. Weil dies jedoch nicht immer möglich ist, z.b. Einkaufen gehen, Kontakt zu nahen Verwandten, Kontakt mit Pöstler, etc. bietet das Tragen einer Atemschutzmaske zumindest einen gewissen Schutz. Allerdings sind Atemschutzmasken praktisch überall ausverkauft oder werden zu überhöhten Preisen im Internet angeboten.

Wir haben für Dich recherchiert, ob und wenn ja man sich eine eigene Atemschutzmaske selber herstellen kann:

 

Welche Atemschutzmasken gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man Atemschutzmasken nach deren Filter-Effizient, wobei es drei Stufen gibt:

FFP1: FFP1 Masken sind die «tiefste» Stufe von Filter Masken und haben eine Filtereffizienz von 80% der Partikel mit einer Grösse von 0.6 und eigenen sich zur Filterung ungiftiger Stäube, z.B. Schleifen, Bohren Hobeln von Beton, Eisen oder auch zur Minderung bei einer Pollenallergie.

FFP2: FFP2 Masken bieten Schutz vor giftigen Stäuben und filtern 94% der in der Luft befindlichen Partikel bis zu einer Grösse von 0,6 μm. FFP2 Masken bieten Schutz beim Umgang mit Schimmel oder Bakterien und Viren der Risikogruppe 2.

FFP3: FFP3 Masken sind die «höchste» Stufe von Atemmasken und bieten eine Filtereffizienz von 99.5% der in der Luft befindlichen Partikel bis zu einer Größe von 0,6 μm. Sie werden verwendet zum Schutz vor gesundheitsschädlichen und krebserregenden Stäuben sowie vor Viren der Risikogruppe 3. Das COVID-19 / SARS-CoV-2 / Coronavirus wird derzeit als Virus der Risikogruppe 3 eingestuft.

 

Wie funktionieren Atemschutzmasken?

Das Coronavirus überträgt sich als Tröpfcheninfektion. D.h. während des Sprechens, Niesens, Hustens, etc. werden winzige Tröpfchen ausgeschieden, die von anderen Personen eingeatmet oder in Berührung mit deren Händen, Haut, Gesicht oder Augen kommen können und danach durch Berührungen im Gesicht ins Körperinnere gelangen und so zu einer Infektion führen.

Trägt man einen Mundschutz, so wird zumindest das Risiko einer direkten Einatmung dieser Tröpfchen reduziert. Allerdings besteht das Risiko einer Infektion durch Tröpfchen an den Händen weiterhin, weshalb die regelmässige Desinfektion der Hände weiterhin sehr wichtig ist.

 

Nützen Masken generell?

Ob die Übertragbarkeit von Influenza-Viren durch Gesichtsmasken wirklich eingeschränkt wird, ist umstritten. Eine Studie der Universität Cambridge mit dem Titel «Gesichtsmasken zur Prävention der Übertragung von Influenza-Viren: Eine systematische Beurteilung» kommt zum Schluss, dass es «ergebliche Lücken in der wissenschaftlichen Literatur über die Effektivität von Gesichtsmasken bei der Reduktion der Übertragung von Influenza Viren» gibt. So fehle es vorallem an Nachweisen, ob sich solche in der natürlichen Umgebung (dem Alltag) vs. den der Forschung zugrundeliegenden Labor-Tests bewähren.

 

Gibt es Studien zu selbst gemachten Schutzmasken?

Ja, die Universität Cambridge hat im Nachgang zur H1N1 Pandemie von 2009 die Frage untersucht, «Effizienztest von hausgemachten Masken: Würden Sie im Falle einer Grippe Pandemie wirken?«

Untersucht wurden dabei 21 verschiedene «hausgemachte» Gesichtsmasken resp. Mundschutz Masken, die aus Materialien wie Baumwoll T-Shirts, Schals, Tee Tüchern, Kissenbezügen, Leinen, etc. hergestellt wurden. Als Mess-Vergleich diente ein herkömmlicher Chirurgischer Mundschutz.

 

Die Filter-Effizienz der Masken wurde bezüglich zwei verschiedener Bakteriengrössen gemessen. Bakterien mit einer Grösse von 0.95 – 1.25μm und Bakterien mit einer Grösse von 0.023μm.

Das Corona Virus hat eine Grösse von zwischen 0.12 – 0.16μm eher am Bereich der roten Balken unserer Grafik.

Die Filter Leistung von selbstgemachten Mundschützen aus Baumwolle nimmt in diesem Bereich bereits rapide ab und beträgt nur noch rund 50% gegenüber den rund 90% der chirurgischen Maske.

Von den 21 getesteten Haushaltsmasken hatte nur diejenige, die aus Staubsaugerbeuteln gefertigt wurden eine vergleichbare Filterleistung wie eine chirugische Maske. Hier betrugt die Filter-Effizienz noch 86% gegenüber 90% des OP-Mundschutzes. Ein Mund-Nasen-Schutz der aus einem 100% Baumwoll-T-Shirt gefertigt wurde, erzielt also rund  30% bis 50% schlechtere Ergebnisse abhängig von der Partikelgrösse die gefiltert werden musste.

 

Soll man Schutzmasken selber machen?

Die Studie kommt zum Schluss, dass «selbstgemachte Masken nur als letztes Mittel zur Vermeidung von Tröpfcheninfektionen in Betracht gezogen werden sollen, jedoch besser sind als kein Schutz.«

Wir haben die Melitta Group, Hersteller der Swirl Staubsaugerbeutel mit antikaterieller Zwischenfolie kontaktiert und folgende Stellungnahme bekommen:

Hieraus geht hervor, dass die Staubsaugerbeutel von der Filterung her in der Lage sind, Viren und andere Bakterien in der Atemluft zu reduzieren, nicht aber ganz herauszufiltern. Es besteht also auch mit einer Atemschutzmaske die Gefahr einer Inhalation von Viren, sie ist jedoch geringer als ohne Maske. Ebenfalls geht hervor, dass die Passform eines der wichtigsten Elemente einer Schutzmaske ist. Daher beim selber basteln, bitte unbedingt «Schritt 3: Nasenclip basteln» beachten! Ansonsten nützt die Maske praktisch nichts. Ebenfalls unterstreichen auch wir, dass die Hygieneempfehlungen des Bundes weiterhin unbedingt eingehalten werden müssen.

Wenn Du aber ernsthaft besorgt bist und Dich lieber mit einer selbstgemachten Maske schützen willst, als gar keinen Schutz zu haben, dann zeigen wir Dir in dieser Anleitung wie Du Dir selbst einfach eine Maske basteln kannst um Dein Gesicht zu schützen.

Anleitung zum selber machen von Atemschutzmasken

Schritt 1: Staubsaugerbeutel zurecht schneiden

Da der Staubsaugerbeutel auf der einen Seite ein Loch hat, benötigen wir für die selbstgemachte Maske die Rückseite. Dazu scheiden wir die Seiten-Verschweissung ab, damit wir Vorder- und Rückseite des Beutels erhalten:

Schritt 2: Staubsaugerbeutel falten & schneiden

Wir falten die Rückseite des Beutels diagonal entzwei, damit wir ein Dreieck erhalten. Dieses schneiden wir anschliessend durch.

Schritt 3: Gummibänder / Haargummi befestigen

Danach bringen wir an beiden Enden unser Gummiband zur Fixierung an den Ohren während des Tragens an. Hierzu können normale Gummi-Bänder oder aber auch Haargummis (die sind meist etwas weicher) verwendet werden. Die Gummi-Halterung wird mit 1-2 Bostich-Klammern befestigt.

Wichtig, bitte nach Aussen bostichen, damit man sich danach nicht an den Bostich-Klammern kratzt!

Schritt 4: Nasenclip basteln

Der Nasenclip ist wichtig, da wir damit das Ein- und Ausdringen der Luft über die Nasenflügel verhindern. Ohne Clip merkt man relativ schnell beim Tragen, dass die Luft nach oben entweicht und die Augen austrocknet. Zudem bietet dies die Gefahr, dass kontaminierte Luft von oben in die Maske eindringen kann und der Atemschutz damit nicht stattfindet. Daher diesen Schritt bitte NICHT überspringen oder auslassen.

Hierzu verwenden wir zwei Büroklammern die wir aufbiegen und wie zu einer kleinen Brücke zusammenlegen. Danach befestigen wir diese beiden Klammern mit normalem Klebeband auf der Vorderseite der Maske.

Wir sind uns bewusst, das das keine ideale Lösung ist, ehrlich gesagt ist es sogar eine Scheiss-Lösung, aber sie funktioniert und unsere Anleitung versucht Materialen zu verwenden, die jeder JETZT zuhause hat, da die Baumärkte geschlossen sind, also bitte nicht kritisieren. Es ist von allen schlechten Lösungen, die beste die wir gefunden haben.

Schritt 5: Maske anziehen und Nasenclip anpressen

Unsere Maske ist bereits fertig und kann angezogen werden, nun müssen lediglich die Nasenflügel noch angepresst werden.

Schritt 6: WICHTIGE Information zum Maske ausziehen

Wenn Du Deine Maske in der Öffentlichkeit (z.b. beim Einkaufen, im Bus, Tram oder Zug, Taxi, etc.) getragen hast, musst Du davon ausgehen, dass sie kontaminiert ist. D.h. wenn Du sie ausziehst, unbedingt nur noch die Gummibänder bei den Ohren anfassen und nicht die Front, die dein Gesicht geschützt hat. Sonst fasst Du eventuell direkt in Viren hinein und infiszierst Dich trotz allem Schutz. Daher unbedingt nur noch an der Seite anfassen und dann sofort Hände gründlich waschen.

Wir hoffen, dass wir alle bald keine Masken benötigen und dass möglichst wenige mit dem Corona Virus infisziert werden.

Wenn Dir diese Anleitung zum Basteln einer Atemschutz Schutzmaske gefallen hat, würden wir uns sehr freuen, wenn Du uns auf Facebook likest oder unseren Youtube-Kanal abonnierst, damit Du auch in Zukunft unsere Konsumenten-Informationen erhältst.

Bliibet gsund!

Patrick vom vergleiche.ch Team